54. + 55. Tag | ||
doch zuvor noch gibt es auf einem Parkplatz eine Vorführung der besonderen Art zu sehen: Polizisten absolvieren ein morgendliches, fernöstliches Trainingsprogramm und Servier- oder Zimmermädchen üben tapfer, stramm im Gleichschritt zu marschieren. Unser Tagesziel ist das 270 Kilometer entfernte Beidaihe, ein Seebad am Ostchinesischen Meer. Gebaut wurde die Sommerfrische bereits im 19. Jahrhundert. 1899 zählte man rund 100 Villen, in denen vorwiegend Europäer, die in Nordchina lebten, ihre Ferien verbrachten. Viele Häuser von damals sind verschwunden oder verbergen sich hinter hohen Mauern. Der zentrale Stadtstrand mit seinen blank geschliffenen, ockerfarbenen Felsen ist wahrlich sehr hübsch. Doch im schönsten Abschnitt, einer kleinen Landzunge, wimmelt es geradezu von Menschen, die nicht Baden im Sinn haben, sondern sich für ein Urlaubsfoto in Pose stellen. Der ganze Bereich ist eingezäunt und kostet umgerechnet 80 Cent Eintritt. In den angrenzenden Sandbuchten kann man Liegen und Sonnenschirme mieten. Die Badewasserqualität ist - so weit der erste optische Eindruck nicht täuscht - akzeptabel. Erholungssuchende aus Beijing und Tianjin sowie aus Russland stellen die Mehrzahl der Badegäste. Westeuropäer gelten in Beidaihe als Exoten, was nicht unbedingt ein Nachteil sein muss. Man erkundigt sich regelmäßig nach unserem Wohlergehen und fragt zum Beispiel, ob die servierten Speisen unseren Vorlieben entsprechen würden und was man in den nächsten Tagen gerne essen möchte. Am nächsten Morgen soll durch den Stadtpark der Olympische Fackellauf führen. Allerdings sind wir über zwei Stunden zu früh am Ort des Geschehens und die Sicherheitskräfte lassen außer den streng Ausgesuchten keinen die Absperrungen passieren. Nun wenigen von uns harren aus und können einen kurzen Blick auf den Fackelläufer in einiger Entfernung erhaschen. Beidaihe ist weder ein guter noch ein schlechter Ort. Mit unseren Gedanken sind wir ohnehin längst bei den sehnlichst erwarteten Fahrzeugen, die hoffentlich in wenigen Tagen eintreffen werden und bei unserem bevorstehenden 10.000-Kilometer-Trip durch die Mongolei, Russland, das Baltikum und Polen. Zu den Bildern |