50. Tag
Stadt im Olympia-Fieber
25.07.2008
Etappe: Peking
Land: VR China
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Neun Jahre sind nunmehr vergangen, als ich Peking oder Beijing, wie Chinas große Hauptstadt richtig heißt, das letzte Mal besucht habe. Die ist jetzt überhaupt nicht wieder zu erkennen. Aus dem Zentrum verschwunden sind zum Beispiel die Straßenfriseure, die wenig vertrauenserweckenden, mobilen Zahnklemptner oder andere fragwürdige Handwerker und Dienstleister. Sie waren damals die einzigen wohltuende Farbkleckse im tristen sozialistischen Einheitsgrau.

Grau ist heutzutage die meiste Zeit über nur noch der Himmel. Die vorherrschende feuchte Pazifikluft saugt die Abgase der immer größer werdenden Millionenmetropole förmlich auf und behält sie ein Schwamm. Die Sonne hat stets große Mühe, den Dunstschleier zu durchbrechen. Bestenfalls am späten Nachmittag taucht sie die hypermoderne Skyline, altehrwürdige Paläste und breite Alleen in rötlich-goldenes Licht.

Der Smog will sich einfach nicht vertreiben lassen, obwohl derzeit wegen der bevorstehenden Olympischen Spiele große Anstrengungen unternommen werden: Beispielsweise müssen seit Juni die Betriebe in der Schwerindustrie völlig ruhen. An Werktagen dürfen nur Fahrzeuge mit geraden beziehungsweise ungeraden Autonummern fahren.

Die Stadt ist ungeheuer urban geworden. Futuristische Formen bestimmen insbesondere die neuen Außenbezirke. Der obere Teil eines Wolkenkratzers präsentiert sich in geschwungenen Linien - ganz der Olympischen Flamme nachempfunden. Die Bilder des ungewöhnlich aussehenden neuen Olympiastadions, das den passenden Namen Vogelnest trägt - gehen zur Zeit in alle Welt. Das Olympiadorf ist das größte, das es jemals gab: Es erstreckt sich auf einer Fläche von mehr als 500 Hektar.

Endlos ist die Schlange an den Ticketbüros. Überall prangen riesige, rot leuchtenden Plakate mit der knappen Aufschrift: Beijjing 2008. Straßenkehrer sammeln akribisch jedes Schnippelchen Papier auf. Junge Frauen und Männer verteilen Informationsbroschüren. Allenthalben werden Blumenbeete gegossen und Unterführungen blitzblank gefegt. "Saubere" Spiele können solche Maßnahmen jedoch auch nicht garantieren.

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