11. Tag
Strom und Auto - nein, danke!
16.06.2008
Etappe: Washington
Land: USA
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Merkwürdig gereizt wirken beim Einsteigen in den Bus einige Mitreisende. Vielleicht fiel die Rechnung gestern Abend beim Italiener um die Ecke doch um einiges höher aus als erwartet. Günstiger Dollarkurs hin oder her: Die USA sind beileibe kein Billigland. Ein Teller Nudeln plus Tax und obligatorisches Trinkgeld kosten umgerechnet schon mal 20 Euro und mehr. Von den Getränkepreisen wollen wir erst gar nicht reden. Doch es gibt auch überraschend günstige Lokale, wie spätere Beispiele zeigen.

Dazu kommt, dass der Kofferträger sich sehr ungeschickt anstellt: An einer Bordsteinkante kippt sein Gepäckwagen zur Seite und die gesamte Fracht purzelt herunter auf die lehmverschmutzte Straße. Die gute Laune kehrt aber rasch zurück, als Olaf Gafert zum Mikrofon greift und verkündet, dass die Fährtermine sich nach neuesten Informationen immer weiter festigen würden. Demnach dürfen wir die sehnlichst erwarteten Fahrzeuge am Dienstag, 24. Juni, wieder im Empfang nehmen. Und auch die Einreise nach China wird vermutlich am 3. oder 4. August über die Bühne gehen.

Als nächster Programmpunkt ist der Besuch eines Museums auf dem Land vorgesehen, das Einblicke in das sonderbare Leben der "Amish" gewährt. Diese extrem konservative Religionsgemeinschaft hat ihre Wurzeln in der Schweizer Wiedertäuferbewegung des 16. Jahrhunderts. Die Einwanderer, die untereinander ein altertümliches Deutsch sprechen, lehnen moderne Technik strikt ab. Strom- und Gasleitungen würden ihrer Ansicht nach eine ungewollte Verbindung zur Stadt herstellen. Obendrein kleiden sie sich wie zu Ur-Omas Zeiten.

Wir erfahren jedoch auch von vielen Widersprüchen: In Notfall, der angeblich ziemlich häufig vorkommt, benutzen sie Mobiltelefone oder wenn sie ernsthaft erkranken, vertrauen sie auch gerne der Gerätemedizin. Wichtig sind ihnen vor allem die Familie und die Gemeinschaft. Zum Gottesdienst treffen sie sich jeden zweiten Sonntag abwechselnd in ihren Wohnhäusern. Natürlich benutzen sie zur Fortbewegung keine Autos, sondern Pferdekutschen. Mit den Pferden bestellen sie auch die Felder.

Am Nachmittag tauchen wir wieder in die Neuzeit ein und erreichen Washington, wo gerade ein heftiges Gewitter niedergeht. Washington ist ganz anders als New York: Es gibt zum Beispiel keine Wolkenkratzer, da kein Haus höher als das Capitol sein darf. Die Straßen erinnern nicht von ungefähr an breite französische Boulevards - sie dienten nämlich einst als Vorbild. Wie wir abends erfreut feststellen, kann man in den vielen Lokalen im prächtigen monumentalen Hauptbahnhof zu zivilen Preisen hervorragend essen.
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