38. Tag
Ein längst vergangenes Stück China
13.07.2008
Etappe: Hongcun
Land: VR China
Zu den Bildern
Nach alter chinesischer Tradition sollen Spiegel über der Eingangstür das Unglück ablenken und das wahre Wesen eines eintretenden Menschen enthüllen. Leider findet man solche Häuserdetails, wie auch geschnitzte Portale oder vergoldete Holzwände, im modernen China fast gar nicht mehr. Eine Ausnahme bildet die Provinz Anhui, in deren Abgeschiedenheit zahlreiche Dörfer ihr historisches Aussehen wahren konnten. Besonders ihre wunderschönen traditionellen Ziegeldächer stechen schon von Weitem ins Auge.

Ein Vorzeigedorf mit Baudenkmälern und Häusern aus dem 17. und 18. Jahrhundert ist Hongcun, am Fuß des berühmten Huang Shan, des Gelben Gebirges. Wie überall im Land üblich, muss man an solchen herausragenden Stätten Eintrittsgeld bezahlen. Im Fall Hongcun ist es für Einzelreisende zusätzlich erforderlich, eine Genehmigung für 50 Yuan bei der Polizei zu erwerben und sich von einem Guide begleiten zu lassen.

Wir haben natürlich unseren tüchtigen Felix, der es nicht immer leicht hat, 31 Individuen aus Europa durch verwinkelte Gassen zu führen. Den einen interessiert dieses, den anderen jenes und wiederum ein anderer hat bei dieser feuchten Hitze überhaupt keine Lust auf Kultur. Dieser zieht es womöglich vor, auf einer Bank im Schatten zu sitzen. Er plaudert viel lieber mit aufgeweckten Jugendlichen und erfreut sich an den blühenden Lotosblumen im Teich.

Besonders die schönen Formen der rund 130 reizvollen alten Gebäude in Hongcun, das fast völlig von Wasser umgeben ist, begeistern Fotografen und Maler gleichermaßen. Zu hunderten sitzen überall am Ufer und an den Mauern einheimische Kunststudenten, die versuchen ein längst vergangenes Stück China mit feinen Pinselstrichen auf Papier zu bannen.

Hongcun erinnert übrigens in seiner Form an einen Wasserbüffel - ein Tier, das wie kein anderes den Liebreiz südchinesischer Landschaften verkörpert.
Zu den Bildern